Typisch deutsch?
Neulich wieder im Museum
Lesezeit: 2 MinutenIm Museum für angewandte Kunst in Köln ist derzeit die Ausstellung „typisch deutsch“ von Rolf Sachs zu sehen. Auf zwei Etagen werden Objekte, teils aufwändig gearbeitete Bronzeskulpturen, ausgestellt, die sich mit dem „auseinandersetzen“ (so heisst es in der Ankündigung), was deutsch sein ausmacht. So findet man unter dem Titel “Fleiß” einen Kasten mit Bienenwaben, ein an der Decke augehängtes überdimensioniertes Messinglot steht für “Genauigkeit”. Schlichte Bierbänke werden unter dem Titel „Geselligkeit“ geführt, ein großes blaues Schild mit der Aufschrift ‚Ausfahrt’ steht für die “Autobahn“, eine Digitaluhr für „Pünktlichkeit“ oder ein aus Bronze gegossener Bücherturm für den „unendlichen Geist“. Nett auch die Idee für „Schadenfreude“: Ein großer Teppich mit dem Muster eines Mensch-ärgere-dich-nicht Spielbretts samt Teppichklopfer. Rolf Sachs, übrigens der Sohn des verstorbenen Gunter Sachs, ist Möbeldesigner und Bühnenbildner.
Allerdings fand ich die Ausstellung ein wenig enttäuschend, da die üblichen Klischees über das Deutschsein lediglich illustriert werden. Eine Auseinandersetzung oder ein Erforschen mit künstlerischen Mitteln, was Deutschsein wirklich ausmacht – auch hinter den Klischees – findet nicht statt. Die Objekt-Illustrationen sind erfrischend einfach, nett anzuschauen, hinterlassen aber keine große Wirkung oder Erkenntnis. Aber das ist vielleicht einfach nur der Unterschied zwischen der Illustration von Ideen und (guter) Kunst. Die Objekte kommen wie Kunst daher, dekorieren aber letztlich nur Klischees. Eine einfache Liste der Klischees über das Deutschsein hätte genauso viel ausgesagt, wäre aber nicht so hübsch anzusehen gewesen. Kunst hingegen wäre sinnliche Auseinandersetzung, Forschung, Gestaltung und Um-Gestaltung, Hinterfragung des Selbstverständlichen.
Wenn man zufällig am MAK vorbeikommt, kann man sich ja selbst ein Bild machen. Die Ausstellung läuft noch bin zum 21. April 2104. Täglich außer Montag 11 – 17 Uhr.
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