Lass deinen inneren Zombie raus

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Letztes Jahr etwa um diese Zeit hatte ich mich schon mal in KULTICK über das Dschungelcamp ausgelassen.

Für mich ist das Dschungelcamp letztlich nichts Anderes als eine Art Gesellschaftsspiel, bei dem halb Deutschland mitspielt, das Camp das Spielfeld, die Kandidaten die Spielfiguren. Auch diesmal gab es wieder interessante Spielzüge, die dröge Tanja musste ausharren, wo sie doch viel lieber noch ein paar Tage bezahlten Urlaub im Hotel mit ihrem Mann verbracht hätte, nee nee, so geht das ja nicht. Den Wüterich Winfried hätten sie schon früher aus dem Spiel gekickt, hätte er sich nicht so schön mit Larissa gekabbelt. Die Zuschauer lauerten noch auf die Ohrfeige, die (oder etwas ähnliches) ja dann auch kam.

Was aber ist nun mit den anderen 50%? Und davon gibt es nicht wenige, die das Dschungelcamp verteufeln, es gehe den Kandidaten doch nur ums Geld, und RTL sind ja sowieso das Letzte, weil sie so ein perverses Spielt treiben mit den verblassenden Sternchen, die sich verzweifelt an den Strohhalm Dschungelcamp klammern, und so weiter (so Argumente hört man komischerweise bevorzugt von Gästen bei Markus Lanz).

winfried

Als Psychologe fragt man sich, wo kommt diese oft so emotional vorgetragene Abwehr her?

Tiefenpsychologisch ist es ja so, dass wir häufig das am vehementesten ablehnen, was wir uns insgeheim am meisten wünschen, es aber vor uns selbst nicht zugeben oder akzeptieren können. Weil es vielleicht Angst macht. Vielleicht ist es das, was diese Kritiker so anpieckst? Vielleicht wünschen sie sich insgeheim, mal wie Winfried blökend und Reis spuckend ihren eigenen inneren Zombie rauszulassen, sich wie Melanie lustvoll zu exhibitionieren, oder auch einfach mal in einen Hoden zu beißen, Blut zu lecken, äh zu trinken, an die eigenen Grenzen zu kommen (immer nur Bohnen). Die lockend-schreckende Lust, auch einmal auf die ungestüme und unbewusste Seite der eigenen Seele zurückgeworfen zu werden und die wahre menschliche Natur in sich selbst zuzulassen. Faszinierend wär das, aber auch unheimlich und beängstigend, oder?

Der Mythos, durch Leiden Erlösung zu erlangen, ist ja auch ein unbewusstes Pattern in unserer abendländischen Kultur. Ginge mir als Hypothese jetzt aber zu weit… mal schauen, wem sie gleich die Dornenkrone aufsetzen.

So, jetzt ist Schluss mit schreiben, gleich gehts los mit dem Finale. Jochen wär ja mein Favorit, aber er ist anderen vermutlich zu nett oder zu perfekt. Vermutlich wird Larissa gewinnen. Sie beeindruckt, weil sie so wohltuend ‚nicht funktioniert‘ im Konformistencamp. Würden wir das nicht alle gerne, und damit am Ende durchkommen?

… ich werde jedenfalls gleich wieder meinen Spaß haben :-)

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